Hilfe bei Haarausfall - Ratgeber

Wie stoppt man Haarausfall? Egal ob Mann oder Frau - wir verlieren normalerweise täglich 70 bis 100 Haare. Ist das Nachwachsen der ausgefallenen Haare gestört, kommt es langfristig zu einem sichtbaren Haarverlust.

Nicht für alle Arten von Haarausfall gibt es heute sinnvolle und erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten. Eine gründliche Diagnose kann eine optimale Therapie ermöglichen.

Im Internet findest du viele Wundermittel und Versprechen, die leider nur ein Ziel verfolgen - dich um dein Geld zu erleichtern! Da ich selbst von Haarausfall betroffen bin, möchte ich hier meine Erkenntnisse und Erfahrungen teilen. Vielleicht kann ich auch dir helfen. Diese Internetseite ersetzt jedoch keine ärztliche Diagnose und Beratung!

Achtung! Dieses Angebot wird ständig erweitert und an deine Bedürfnisse angepasst! Wenn du Anregungen, Erweiterungen und Kritik äußern möchtest, dann hinterlasse mir bitte einen entsprechenden Kommentar im unteren Bereich dieser Webseite - ich werde mich um dein Anliegen kümmern!

Das Haar

Alle Säugetiere tragen Haare. Das Haar an sich ist ein Hornfaden, der hauptsächlich aus Keratin besteht. Bei uns Menschen wächst ein Haar bis zu 0,5 mm pro Tag, im Jahr bis zu 15 cm. Das Haarwachstum ist in drei Phasen unterteilt:

  • In der ersten Phase, der Anagenphase (Wachstumsphase), bildet sich innerhalb von 2 bis 6 Jahren eine neue Haarwurzel (Männer: 2-4 Jahre, Frauen: 4-6 Jahre). 90% unserer Haare befinden sich normalerweise in diesem Stadium.
  • Danach folgt die 2 bis 3 wöchige Übergangsphase, der Katagenphase, in der das Haar sich langsam von der Wurzel löst und nicht mehr wächst.
  • In der Telogenphase erneuert sich der Haarfolikel und ein neues Haar wächst nach. Der Wachstumskreislauf beginnt erneut.

Haarausfall Phasen

Einfach gesagt: ein Haar wächst zwischen 2-6 Jahren, fällt dann aus und macht einem neuen Haar Platz. Dieser Vorgang wiederholt sich bis zu 20 mal pro Follikel. Je nach Haarfarbe sind wir Menschen unterschiedlich behaart. Blonde besitzen die meisten Haare, Rothaarige die wenigsten. Auf dem Kopf sind es ungefähr 200 Haare pro Quadratzentimeter 1).

Über die Entwicklung der Körperbehaarung seit der Urzeit ist heute wenig bekannt. Das Bild des komplett behaarten Urmenschen ist eine Annahmen, die heute von vielen Wissenschaftlern bezweifelt wird. Seit der Zeit, aus der uns Überlieferungen vorliegen, war der Mensch in etwa so behaart wie Heute. Auch Haarausfall ist seitdem überliefert. In Ägypten wurden unter anderem Tinkturen aus Zwiebel verwendet. Ägypter legten viel Wert auf ein gepflegtes Aussehen, so entfernte sich zum Beispiel ägyptische Frauen aus ästhetischen Gründen die Achsel- und Schambehaarung, es gab aufwändig gestaltete Frisuren.

Arten von Haarausfall

Haarausfall 2) kann uns alle betreffen, egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe oder welches Alter. Allein in Deutschland leiden über 8 Millionen Menschen unter Haarausfall. Statistisch gesehen betrifft es zum größten Teil Männer bevorzugt in der westlichen Welt - Asiaten, Afrikaner und Lateinamerikaner leiden seltener unter Haarausfall. Es gibt unterschiedlichsten Arten und Ursachen, die häufigsten werden im Folgenden beschrieben.

Androgenetischer Haarausfall

lt. alopecia androgenetica = androgenetische Alopezie

Kommt es bei Männern zu Haarausfall, handelt es sich in etwa 95% um diese Form. Erste Zeichen können bei Männern ab 20 Jahren beobachtet werden, etwa 50% der Männer ab 50 Jahren sind davon betroffen. Auch Frauen kann diese Art betreffen, meist jedoch erst nach den Wechseljahren. Der Haarverlust ist genetisch bedingt. Als Ursache liegt eine erbliche Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT) vor. DHT entsteht durch die Umwandlung des Sexualhormons Testosteron (Steroid-5α-Reduktase). Es bedingt langfristig ein Verkümmerung der Haarfollikel und trägt somit zu einer sichtbaren Glatzenbildung bei. Die Symptome werden zuerst häufig in den Bereichen der Geheimratsecken und am Hinterkopf (Tonsur) sichtbar und wachsen über die Jahre zu einer Glatze zusammen. In der Generation deiner Eltern bzw. Großeltern sollten ähnliche Symptome beobachtbar sein.

Alopecia areata

Alopecia areata, ugs. Kreisrunder Haarausfall

Bei der Alopecia areata handelt es sich um einen lokal begrenzten Haarausfall. Die kahlen Stellen werden oft als kreisrund beschrieben und können am ganzen Körper auftauchen. Zu 80% ist jedoch das Kopfhaar betroffen. Es handelt sich um eine entzündliche Haarausfallerkrankung, dessen Ursache nach aktuellem Wissensstand wahrscheinlich eine falsche Reaktion des Immunsystems ist - eine Autoimmunerkrankung. Sie ist oft reversibel, d. h. kann geheilt werden. Die Behandlungmaßnahmen beschränken sich derzeit fast alle auf die Korrektur des Immunsystems. Eine möglichst schnelle Behandlung zeigt die besten Erfolge. Es gibt jedoch auf unbehandelte Heilungen.

Diffuser Haarausfall

Bei diffusem Haarausfall ist die gesamt Kopfbehaarung von Haarausfall betroffen und tritt statistisch öfter bei Frauen auf. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten die diese Art des Haarverlusts begünstigen. Hormonschwankungen (besonders während und nach der Schwangerschaft und ab Beginn der Menopause), Schilddrüsenprobleme und Erkrankungen der Kopfhaut werden oft als Ursachen vermutet. Es gibt noch viele weitere mögliche Auslöser des diffusen Haarausfalls, daher kann die Diagnose sehr aufwändig und langwierig sein.

Vernarbender Haarausfall

Diese Form des Haarausfalls ist irreparabel, kommt dafür aber vergleichsweise selten vor. Pilz-, Bakterien- oder Virusentzündungen auf der Kopfhaut führen zur Zerstörung der Haarfolikel. Die Diagnose ist nicht immer ganz einfach. Es müssen die Ursachen der Entzündung therapiert werden, was teilweise sehr langwierig ist und nur die noch nicht betroffenen Areale schützt. Wenn du an juckender Kopfhaut, Ausschlägen und Exzemen leidest, solltest du möglichst schnell einen Dermatologen aufsuchen!

Weitere Arten von Haarausfall

Diagnosemöglichkeiten bei Haarausfall

Wenn du unter Haarausfall leidest, solltest du einen Arzt aufsuchen und mögliche Ursachen abklären lassen. Hier ist der Dermatologe (Hautarzt) der Arzt deiner Wahl. Beachte bitte, das es sich bei der Diagnose und Behandlung von Haarausfall um eine Privatleistung handelt - i. d. R. übernimmt die Krankenkasse die Kosten nicht! Einen guten Arzt erkennst du daran, das er sich zuerst Zeit für ein ausführliches Anamnesegespräch nimm, daraus weitere Diagnosemöglichkeiten ableitet und letztendlich Behandlungsmöglichkeiten vorschlägt.

Anamnesegespräch

In diesem Gespräch wird deine Lebenssituation beleuchtet, vorkommen von Haarausfall in deiner Familie und weitere Lebensumstände erfragt, die Auswirkungen auf dein Haarwachstum haben können (z. B. Medikamente). Es ist nicht selten, das sich ein guter Arzt dafür 30 Minuten Zeit nimmt und daraus die Art deines Haarausfalls ziemlich genau ableiten kann. Jedoch wird er in den meisten Fällen zusätzliche Untersuchungen durchführen um die Diagnose zu festigen, bzw. weitere Ursachen aufzudecken.

Optische Begutachtung (Dermatoskopie)

Nach dem Anamnesegespräch wird der Arzt zuerst eine optische Begutachtung der Kopfhaut und der Haare durchführen. Dabei wird eine beleuchtete Lupe, ein so genanntes Dermatoskop, benutzt. Ein geübter Diagnost kann Auffälligkeiten im Haarwachstum, die Haardichte und Entzündungen der Kopfhaut leicht erkennen. Es kann vorkommen, das der Arzt die Untersuchung auf die gesamt Körperbehaarung ausweitet.

Trichogramm

Kommen wir zu einer etwas schmerzhaften Untersuchung, dem Trichogramm. Mit einer Klemme werden ca. 50 Haare ausgerissen und unter dem Mikroskop betrachte. Anhand der Beschaffenheit der Haarwurzeln kann der Arzt die Anzahl der Haare in den einzelnen Wachstumsphasen zählen und Rückschlüsse auf den Haarverlust herstellen.

TrichoScan

Der TrichoScan liefert ein ähnliches Ergebnis wie das Trichogramm, ist dabei aber schmerzfrei. Dafür wird ein kleiner Bereich am Kopf kahlrasiert - möglichst an einer gut verdeckbaren Stelle. Mit einer speziellen Kamera kann die Haardichte ermittelt werden. Wird die Aufnahme nach ein paar Tagen (i. d. R. 3 Tage) wiederholt, kann die Wachtumsphase der einzelnen Haare bestimmt werden. Ferner können Behandlungsergebnisse festgehalten und mit früheren Auswertungen verglichen werden.

Blutuntersuchung

Mit der Untersuchung des Blutes, teilweise auch des Speichels, werden hauptsächlich Mangelerscheinungen, der Hormonstatus (besonders die Sexualhormone Testosteron, Östrogen und Progesteron) und die Funktion der Schilddrüse überprüft.

Kopfhaut-Biopsie

Die Biopsie der Kopfhaut wird nur in sehr seltenen Fällen durchgeführt. Dafür wir Gewebe, inkl. Haarwurzeln, aus der Kopfhaut entnommen und im Labor untersucht. Der Eingriff erfolgt ambulant unter örtlicher Betäubung. Eine Biopsie wird heute nur bei anders schwer zu diagnostizierenden Kopfhauterkrankungen durchgeführt.

Der Haarsammeltest

Bevor du zum Arzt gehst, kannst du über eine bestimmte Zeit alle ausgefallenen Haare sammeln. Du findest die meisten Haare in der Dusche, im Kamm bzw. in der Bürste und auf dem Kopfkissen. Der Dermatologe kann die Haare zählen und ihre Beschaffenheit untersuchen. Die gesammelten Haare können erste Anzeichen auf einen übermäßigen Haarausfall geben.

Behandlungsmöglichkeiten bei Haarausfall

Steht die Diagnose fest, stellt man sich oft die Frage: Was tun gegen Haarausfall?. Grundsätzlich kennen wir heute fast ausschließlich Behandlungen, die die Symptome bekämpfen, jedoch nicht gegen die Ursachen vorgehen. In der Praxis bedeutet das, das fast jede Behandlung ein Leben lang fortgesetzt werden muss, sonst schreitet der Haarverlust weiter voran.

Finasterid

Finasterid wurde ursprünglich als Mittel gegen die gutartige Vergrößerung der Prostata verschrieben. Bei vielen Patienten wurde als Nebenwirkung ein verstärkter Haarwuchs festgestellt. Der Wirkstoff hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT), das bei einer erblichen Überempfindlichkeit der Haarwurzel dagegen zum Haarverlust führt. Die Wirksamkeit wurde in mehreren langjährigen Studien nachgewiesen. Bei fast allen Patienten konnte der Ausfall gestoppt werden, über 60% konnten sich über eine Verdichtung der Kopfbehaarung freuen. Leider hat Finasterid auch bekannte Nebenwirkungen, wie eine verminderte Libido und Potenzstörungen, die bei 1-2% der Patienten beobachtet wurden und darf nur Männern verschrieben werden. Finasterid seit 1999 in der Deutschland unter dem Markennamen Propecia zugelassen - mittlerweile gibt es günstigere Generika z. B. von ratiopharm.

Dutasterid

Dutasterid wirkt ähnlich wie Finasterid, verhindert jedoch noch effektiver die Umwandlung von Testosteron in DHT. Mit einer geringeren Wirkstoffmenge lassen sich ähnliche Ergebnisse erziele, Nebenwirkungen treten in einem geringeren Umfang auf. Zur Zeit ist Dutasterid in Deutschland nicht zur Behandlung von Haarausfall zugelassen. Es gibt jedoch Dermatologen, die unter strenger Kontrolle des Patienten, der Medikation mit Dustasterid zustimmen.

Minoxidil

Minoxidil wurde in den 1970er Jahren in den USA ursprünglich als orales Medikament zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt. Bei der Anwendung wurde als Nebenwirkung ein verstärktes Haarwachstum festgestellt. Heute wird es gegen Haarausfall als Lösung angeboten, die zweimal täglich in die Kopfhaut einmassiert wird. Bei Männern kommt eine 5%-Lösung zum Einsatz, bei Frauen 2%. Heute wird die Behandlung von diffusem Haarausfall teilweise auch mit Minoxidil therapiert. Minoxidil hat sehr geringe Nebenwirkungen und wird daher gerne bei der Therapie bevorzugt.

Alfatradiol

Alfatradiol wirkt ähnlich wie Finasterid gegen erblich bedingten Haarausfall. Die Lösung wird 1 mal täglich in die Kopfhaut einmassiert und kann auch von Frauen verwendet werden. Es sind kaum Nebenwirkungen bekannt, du kannst Alfatradiol rezeptfrei in der Apotheke beziehen.

Beta-Sitosterol

Beta-Sitosterol (β-Sitosterin) wird bei einer beginnenden gutartige Vergrößerung der Prostata eingesetzt. Es wirkt antiandrogen und hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT). Somit wirkt es auch, wenn auch schwach, gegen erblich bedingtem Haarausfall. Die Wirkung wurde in einer Studien nachgewiesen. 3)

Coffein

Coffein soll die Durchblutung der Kopfhaut stimulieren und somit die Nährstoffaufnahme der Haarwurzeln verbessern. Es gibt leider nur wenig repräsentative Studien, die Wirksamkeit ist nicht hinreichend erforscht.

Mesotherapie

Die Mesotherapie wurde in den 1960er Jahren in Frankreich entwickelt und stellt eine Brücke zwischen der klassischen Medizin und der Homöopathie dar. Bei der Therapie gegen Haarausfall werden geringe Mengen eines Medikamentencocktails in die betroffenen Areale der Kopfhaut injiziert. Die Injektionen sollten in größer werdenden Abständen wiederholt werden. Nach 3 Monaten sind erste Ergebnisse zu erwarten. Nebenwirkungen sind eher selten, auch der Preis der Behandlung ist meist akzeptabel.

Fotodokumentation

Bei der Fotodokumentation werden regelmäßig Fotos deiner Problemstellen gemacht. So kann über einen längeren Zeitraum ein Behandlungserfolg, leider aber auch ein Misserfolg, dokumentiert werden. Eine Auswirkung auf dein Haarwachstum haben die Fotos natürlich nicht, verhindern aber gegebenenfalls, das du in die falsche Behandlung investierst. Als ersten Schritt kannst du alte Fotos von dir vergleichen. Sind Veränderungen nachvollziehbar?

Tipps gegen Haarausfall

  • Ernähre dich ausgewogen, trinke ausreichend Wasser - möglichst stilles Wasser!
  • Verzichte auf Zigaretten und Alkohol.
  • Vermeide Stress, gönne dir mal Ruhe.
  • Gönn deinen Haaren Ruhe (z. B. am Wochenende mal nicht die Haare waschen).
  • Ausreichender Schlaf begünstigt das Haarwachstum (mind. 8 Stunden täglich)
  • Bei starken Schuppen: benutze regelmäßig ein Anti-Schuppen-Shampoo.
  • Benutze schonende Haarpflegeprodukte (z. B. Babyshampoo)
  • Treibe regelmäßig Sport. Die Stärkung des Herz-Kreislaufsystems wirkt sich auch positiv auf das Haarwachstum aus.
  • Schütze deine Haare vor intensiver Sonnenstrahlung.
  • Zusatzstoffe (Eisen, Zink, Vitamine)

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Abkürzungen

  • beziehungsweise (bzw.)
  • Zentimeter (cm)
  • das heißt (d. h.)
  • Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT)
  • lateinisch (lt.)
  • mindestens (mind.)
  • Millimeter (mm)
  • New York (N.Y.)
  • umgangssprachlich (ugs.)
  • zum Beispiel (z. B.)

Themen

Fußnoten

1) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1754/umfrage/anzahl-der-haare-an-verschiedenen-koerperstellen/
2) https://de.wikipedia.org/wiki/Haarausfall
3) N. Prager; K. Bickett; N. French; G. Marcovici: A randomized, double-blind, placebo-controlled trial to determine the effectiveness of botanically derived inhibitors of 5-alpha-reductase in the treatment of androgenetic alopecia, Journal of alternative and complementary medicine (New York, N.Y.) 2002, 8, S. 143–152

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