Thanksgiving

Was genau ist Thanksgiving? Der beliebteste amerikanische Familienfeiertag ist bei uns in Deutschland nur wenig bekannt.

Thanksgiving - "Danksagung" auf Deutsch und eine Art Erntedankfest mit starker Abweichung zu Bräuchen des kirchlichen europäischen Festes - wird in den USA und Kanada gefeiert, und zwar in den USA immer am 4. Donnerstag im November, in Kanada etwas früher am 2. Montag im Oktober. Das kanadische Thanksgiving allerdings ist eng mit einem christlichen Hintergrund verknüpft, so gilt es auch in den christlichen Kirchen als liturgisches Fest. In diesem Sinne entspricht es stärker europäischen Erntedankfest-Bräuchen als das US-amerikanische Fest. Dennoch geht auch das kanadische Thanksgiving über ein bloßes Dankfest für die Ernte hinaus. Thanksgiving ist in den gesamten Vereinigten Staaten und in den meisten kanadischen Provinzen ein staatlicher Feiertag.

Allgemein

Üppig wie alle Feste auf dem nordamerikanischen Kontinent gehört das Thanksgiving-Fest für die amerikanisch/kanadische Familie zu den Höhepunkten des Jahres, es ist sogar das Familienfest überhaupt. Schon alleine erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Straßen und in der Luft signalisiert den Event, denn sogar die weit weg lebende Verwandtschaft reist an. Aber auch Freunde und Nachbarn sind herzlich willkommen. Im Mittelpunkt des Festes steht eine große gemeinsame Mahlzeit, meistens als Abendessen abgehalten. Traditionell gibt es Gerichte, die es schon beim ersten Thanksgiving-Fest gegeben haben soll: einen gebratenen und gefüllten Truthahn mit einer reichhaltigen Auswahl an Beilagen und Nachspeisen wie Moosbeeren-Soße (cranberry-sauce), Süßkartoffeln, Apfel- und Kürbiskuchen sowie verschiedene Gemüse wie Squash (Gemüsekürbis), grüne Erbsen und Mais.

Thanksgiving Bräuche

Das Thanksgiving-Essen wird oft von einem Dankgebet begleitet, oder jeder sagt der Reihe nach, wofür man in diesem Jahr besonders dankbar ist. Solche Bräuche variieren stark von Familie zu Familie oder dem jeweiligen Freundeskreis. Der US-Präsident bringt zu diesem Tag regelmäßig den Dank der Nation an den Allerhöchsten zum Ausdruck. Brauch an Thanksgiving ist es, dass zwei Festteilnehmer das getrocknete Gabelbein des Truthahns jeweils mit dem kleinen Finger auseinanderziehen, bis es in zwei Teile zerbricht. Der, dessen Stück größer ist, hat einen Wunsch frei. Zu Thanksgiving sind, anders als zum Weihnachtsfest, Geschenke unüblich. Über den Ursprung des Thanksgiving-Festes gibt es verschiedene Ansichten. Die erste bekannte Erntedankfestlichkeit in Nordamerika wurde wohl von Francisco Vásquez de Coronado und dem Stamm der Caddo am 23. Mai 1541 im Gebiet des heutigen Texas begangen. Dabei wurde die Entdeckung von Nahrungsmitteln durch die Expedition des Spaniers gefeiert.

Ursprung Thanksgiving

Ein ähnliches Fest fand einige Jahre später am 8. September 1565 in St. Augustine, Florida, statt, wo Pedro Menéndez de Avilés und seine Leute ihre sichere Landung in der "Neuen Welt" feierten. Das erste englischsprachige Erntedankfest fand möglicherweise 1578 auf Neufundland statt, wo der Seefahrer Martin Frobisher die sichere Rückkehr von einer Expedition zur Suche nach der Nordwestpassage feierte. Ein weiteres Fest wurde am 4. August 1619 im heutigen Virginia begangen, wo 38 Kolonisten ihre Ankunft aus England feierten. Als die Pilgerväter bei Plymouth Rock in Massachusetts strandeten, feierten sie zusammen mit den einheimischen Wampanoag-Indianern im Herbst 1621 ein dreitägiges Erntedankfest. Ohne deren Hilfe hätten sie den folgenden Winter nicht überlebt. Es sollen ca. 90 Wampanoag-Indianer und 50 Kolonisten an dieser Feier teilgenommen haben. Dies ist aber geschichtlich nie belegt worden. Die Indianer haben ihre eigene Version der Geschichte, die besagt, dass ihre Erntedankfeste bereits viele Jahre vorher stattgefunden haben. Der Anfang dieser Feiern lässt sich aber geschichtlich bisher nicht belegen. Es ist dieses Fest, auf das sowohl die Amerikaner als auch die Kanadier ihr Thanksgiving zurückführen. Die Loyalisten brachten das amerikanische Thanksgiving nach dem Unabhängigkeitskrieg nach Kanada.

Thanksgiving ist also eine Form des Erntedankfestes, weicht aber stark von den Bräuchen des kirchlichen bzw. europäischen Festes ab. Das Erntedankfest der westlichen Kulturen ist die traditionelle Feier im Herbst nach der Ernte als Dank an Gott für die Gaben der Ernte. Anders als in den USA und Kanada wird fast ausschließlich in Kirchen mit der Gemeinde "gefeiert", den Mittelpunkt bilden die auf dem Altar angerichteten Feldfrüchte, Getreide und andere, als Gaben bezeichnete Produkte, denen man eine besondere Naturnähe unterstellt (Mehl, Honig, Wein etc). Eine aus Getreide oder Weinreben geflochtene "Erntekrone" wird oft in einer Prozession durch das Gemeindegebiet getragen. In ländlichen volkskirchlichen Gemeinden kommen zu den Gottesdiensten zahlreiche Gemeindemitglieder zusammen. Mit dem Erntedankfest soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärten erinnert werden und daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen. Die Erntegaben werden nach dem Fest häufig an Bedürftige in Obdachlosenheimen oder an andere karitative Einrichtungen verteilt.

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